Nasenarbeit ist der Sammelbegriff für alle Aktivitäten, bei denen der Hund seinen Geruchssinn einsetzen
muß, um an ein Ziel zu kommen.
Der Hund ist ein Nasentier, der Mensch dagegen ist das typische Augen'tier'. Ist es für uns problemlos möglich, aus
zehn betrachteten Visitenkarten eine gesuchte aufgrund der Optik wieder herauszusuchen, so ist es für den Hund ein
Leichtes, aus zehn verschiedenen Gerüchen einen einzelnen wiederzuerkennen.
Anne Lill Kvam, wohl DIE führende Ausbilderin auf dem Gebiet der Nasenarbeit, veranschaulicht das recht deutlich:
"Ein geübter Hund kann zwei Sandkörner auf einem 500 Meter langen,
50 Meter breiten und 50 Zentimeter tiefen Sandstrand wiederfinden."
Der Hund besitzt in etwa 200 Mio. Riechzellen, im Vergleich dazu der Mensch nur ca. 10 Mio. Die Geruchsempfindlichkeit des
Hundes ist (je nach Stoff) bis zu 10 Mio. höher als die des Menschen, die Differenzierungsfähigkeit von Duftstoffen
ist etwa 1000fach höher als bei uns. Hunde haben die Fähigkeit einen bestimmten spezifischen Geruch in einer
Umgebung mit vielen anderen Gerüchen ausfindig zu machen, was man als Geruchsunterscheidung bezeichnet.
Nasenarbeit ist eine der artgerechtesten Beschäftigungen für den Hund, bei der Sie Ihren Vierbeiner – vor allem
geistig – fordern, aber auch gut fördern können. Schnüffelspiele, für die übrigens jeder Hund, gleich
welcher Rasse, Größe oder welchen Alters, geeignet ist und die auch allen Hunden Spaß machen, lasten Ihren
Gefährten aus, ohne ihn zu sehr hoch zu pushen und lehren ihn ruhiges, konzentriertes Arbeiten.
Ein Hund, der eine halbe Stunde mit voller Konzentration eine Fährte verfolgt, ist ebenso ausgelastet und zufrieden,
als wären Sie zwei bis drei Stunden mit ihm in Feld und Wald unterwegs gewesen. Auch und gerade für Hunde, die
körperlich nicht (mehr) so fit sind, ist es eine sehr gute Beschäftigungsmöglichkeit.
Jagdhunden, denen das Schnüffeln noch mehr im Blut liegt als anderen Rassen, können Sie so eine, zudem artgerechte,
Alternative anbieten. Ein weiterer Vorteil der Nasenarbeit ist, dass Sie Ihren Hund nahezu immer und überall, ob zuhause
oder unterwegs, ohne großen Aufwand und ohne großes Equipment, beschäftigen können.
Durch die enge Zusammenarbeit mit Ihrem Hund und die gemeinsame Konzentration wächst die Bindung und das gegenseitige
Vertrauen. Man lernt, seinen Hund sehr gut zu beobachten und Zeichen von ihm richtig zu deuten.
Wir brauchen dem Hund nicht beizubringen, wie man sucht. Wir müssen ihm nur verdeutlichen, was wir von ihm wollen,
was er suchen soll!
Die Nasenarbeit wird unterteilt in drei große Gebiete:
- die Stoffidentifikation (Geruchsunterscheidung)
Ziel der Geruchsunterscheidung ist, dass der Hund lernt, einen bestimmten Geruch zu identifizieren und von anderen
Gerüchen zu unterscheiden, indem er den Geruch anzeigt.
- die Stöber-/Flächensuche
Der Hund sucht selbständig und systematisch ein bestimmtes Gebiet nach einer Person oder einem Gegenstand ab.
- die Fährtenarbeit
Mantrailing: der Hund spürt eine Person auf, indem er ihrer Fährte folgt.
Verlorensuche: der Hund spürt einen Gegenstand auf, indem er die Fährte (der Weg, den Sie vorher mit
ihm gegangen sind) zurück verfolgt.
Bekannte Einsatzgebiete der Nasenarbeit bei Hunden sind z.B. in der Such- und Rettungshundearbeit, bei Polizei-, Drogen-
oder Sprengstoffhunden, aber auch bei Hunden, die Schimmelpilze, Krebserkrankungen oder Landminen "erschnüffeln".
Wenn Sie mit der Nasenarbeit beginnen wollen, achten Sie aber bitte darauf, hier ausschließlich mit positiver
Bestärkung zu arbeiten! Schließlich sollen beide - Sie und Ihr vierbeiniger Freund - Spaß an dieser
faszinierenden Beschäftigung haben.
Weiterführende Literatur:
Anne Lill Kvam – Spurensuche: Nasenarbeit Schritt für Schritt(animal learn Verlag)
Viviane Theby – Schnüffelstunde: Nasenspiele für Hunde (Kynos Verlag)
Christiane Liebeck - Mantrailing: Menschenspuren sicher verfolgen (Cadmos Verlag)