Pollys Zeit im Canile
Da hat sich doch eine
mit ihrem Weihnachtsknochen
hinterm Sofa versteckt!
... und hier wurde sie ertappt,
wie sie das weiche Sofa vom Herrchen
mal probeliegen wollte.
Vermittelt im Dezember 2007.
Neues von Polly - 23. Juni 2008:
Dass Polly sich mit der Umgewöhnung schwer tun würde, war uns allen klar. Zu sehr war sie in
ihren Ängsten gefangen. Noch nie hatte es in Canalba einen Hund gegeben, der so panisch auf alles
reagierte, was um ihn herum passierte. Einfach auf alles. In Canalba war Polly nichts als ein
zitterndes Häufchen Elend und nichts und niemand konnte sie aus diesem Trauma befreien.
Mittlerweile ist die Kleine ein gutes halbes Jahr in ihrem neuen Zuhause und Birgit und ihre Familie
geben sich alle erdenkliche Mühe, Polly aus ihrer selbst gewählten Isolation zu locken. Bis
vor kurzem waren die Erfolge allerdings eher gering: Polly hat die Wohnung nie verlassen (sich aber
binnen weniger Tage angewöhnt, ihr Geschäft auf einer Zeitung auf dem Balkon zu
verrichten - also keine Probleme mit Stubenreinheit) und meist versucht, sich vor der bösen Welt
zu verstecken. Vor Menschen flieht sie immer noch gern und Anfassen ist nach wie vor kein Genuss
für sie, obwohl sie es von Birgit manchmal zulassen kann.
Nun kam ein neuer Pflegehund in die Familie und mit dem Welpen Balu verstand Polly sich auf Anhieb.
Sie fing an, mit ihm in der Wohnung zu spielen, wenn sie ungestört war, dann aber völlig frei
und losgelöst. Und Balu war es auch, der es geschafft hat, Polly vor wenigen Tagen zum ersten
Mal in den Garten zu locken. Nachdem sie zögernd das riesengroße Hindernis 'Treppe'
bewältigt hatte, benahm sie sich draußen viel besser als erwartet: keine Angst vor all dem
Fremden, nein, einfach nur Freude daran, mit Balu toben zu können.
Am zweiten Morgen dasselbe: Polly folgte Balu in den Garten und spielte wunderschön mit ihm.
Birgit ging ins Haus, um die Kamera zu holen, denn sie wollte 'Beweis'fotos für uns machen.
Doch als sie wenige Minuten später wieder heraus kam, folgte der Schreck: Polly war verschwunden.
Über einen hohen Zaun gesprungen und einfach weg.
Einen Angsthund wie Polly wieder zu finden, grenzt an ein Wunder und das folgende stundenlange Suchen
nach der Maus blieb auch komplett ergebnislos. Plakate wurden geklebt, Jäger und alle offiziellen
Stellen verständigt, Freunde alarmiert. Aber bis zum Einbruch der Nacht hatte sich noch keine
Schwanzspitze von Polly gezeigt.
Eine verzweifelte Nacht ging vorüber, aber morgens um 5 Uhr geschah das nächste kleine
Wunder:
... tapp ... tapp ... tapp ... kam Polly ganz allein zur für sie extra offen gelassenen
Gartenpforte wieder herein, stieg die gefürchtete Treppe hinauf, suchte in der Küche das
für sie bereitstehende Futter und verschwand anschließend müde und zufrieden auf
ihrem Platz. Zwar rundherum nach Schafsdreck stinkend, aber ansonsten völlig wohlbehalten. Sie
hatte sich von allein dazu entschlossen, in dieses Haus gehören zu wollen und dorthin zurück
zu kehren. Dass die Freude bei allen riesengroß war, muss man kaum erwähnen.
Sorgen machen wir uns nun sehr viel weniger um die kleine Angstmaus und die Hoffnung ist groß,
dass sie sich in Zukunft weit besser entwickelt als bisher. Balu darf übrigens auch in Birgits
Familie bleiben, weil niemand die beiden mehr trennen will. Und weil alle hoffen, dass er der
Schlüssel zu Polly verschreckter Seele wird.
Neuigkeiten von Polly vom 1. Juli 2008
Hallo Barbara,
Polly entwickelt sich immer besser, sie geht jedes Mal mit uns in den Garten und spielt mit Balu so
wunderbar, es gibt nichts Schöneres als den beiden dabei zuzusehen. Polly ist zu uns
immer noch sehr zurückhaltend, sie versucht aber immer mehr, sich mir zu nähern.
Sie geht jetzt auch eher auf unsere Aika zu, vor der hatte sie bisher immer Angst.
Gruß, Birgit
Noch eine Woche später -
Polly macht jetzt große Fortschritte und
auf einmal steht da ein selbstbewusster, neugieriger Hund in der Wiese!
20. Juli 2008
Anbei die neuesten Bilder von Polly und ihren neuen Freunden.
Neueste Entwicklungen sind:
- Sie verteidigt ihr Revier durch Bellen gegenüber den Nachbarn,
- sie hat mit Hunden, die sie nicht kennt, überhaupt keine Probleme zu Spielen (siehe Bilder),
- im Garten ist sie sehr selbstsicher geworden,
- nur im Haus und gegenüber uns ist noch keine große Veränderung passiert (wir
haben viel Geduld !!!).


Alle unsere Freunde, die die Problematik mit unserer Polly mit verfolgt haben, sind erstaunt und können
es kaum glauben, welches neues Lebensglück Polly entwickelt hat. Schade, dass du und Charlotte dies nur
anhand der Bilder verfolgen könnt!
Liebe Grüße
Birgit u. Familie
Pollys Frauchen Birgit hat uns zu Weihnachten 2008 diesen Brief von Polly geschickt:
Hallo Barbara, hallo Charlotte,
ein Jahr ist es jetzt, dass ich bei meiner neuen Familie bin.
Die erste Zeit war nicht einfach für mich und meine neue Familie. Ich war sehr, sehr ängstlich, ja fast
panisch, und lebte in mich zurückgezogen. Meine
neue Familie tat alles Erdenkliche, um mich aus der Reserve zu locken, dies gelang mit nur mäßigem Erfolg.
Aika war ebenfalls ein Angsthund und spürte das auch bei mir, deshalb ließ sie mich in Ruhe.
Da kam eines Tages meine Familie mit einem neuen Welpen. Mann, hat der mich am Anfang genervt! Der wollte mich
einfach nicht in Ruhe lassen, wollte mit mir spielen und mich ablecken. Er ließ mir keine Ruhe, bis ich mich
schlußendlich erweichen ließ und endlich mit ihm spielte. Das war doch gar nicht so schlimm, dachte ich und
es machte Spaß! Balu habe
ich es auch zu verdanken, dass ich nun in den Garten gehe und mit beiden spiele. Mit der Aika verstehe ich mich
jetzt
auch sehr gut, speziell wenn wir zusammen Balu ärgern können. Dann spielen wir im Garten "Zickenalarm": wir
beiden Zicken (Aika und ich) gegen Tollpatsch Balu.
Mittlerweile habe ich mich in meinem neuen Zuhause gut eingelebt und bin ein Teil der Familie, die sich immer noch sehr
viel Mühe mit mir macht. Es gibt nichts Schöneres als die leuchtenden Augen meiner Herrchen zu sehen, wenn ich
mich wieder ein wenig zu ihnen geöffnet habe. Meine Familie gibt mir sehr viel Liebe und hat fast unendlich viel
Geduld mit mir (was am Anfang nicht einfach war!).
Ich möchte mich bei euch beiden und euren Helfern bedanken, dass ihr mir die Chance gegeben habt, mir ein neues
Hundeleben zu ermöglichen und wünsche euch ein schönes und gesegnetes Weihnachtsfest, ein gutes neues
Jahr, Gesundheit und noch viel Energie für die, die noch eure Hilfe benötigen.
Eure euch nie Vergessende
Polly
P.S. Ich glaube, zu Weihnachten bringt das Christkind uns dreien einen großen Knochen!
Und Charlotte hat Polly darauf geantwortet:
Liebste Polly und liebe Polly-Familie,
danke für deinen lieben Brief. Ja, du bist (warst) wirklich so ein Fall, der mir im Nachhi-nein, so viel
zurück gegeben hat, dass ich heute denke, es lohnt sich wirklich für jeden Hund, es wenigstens zu versuchen.
Bei dir war es (verzeih mir) tatsächlich so, dass ich zum Schluss dachte, du hättest einfach einen an der
Knatter! Als du und deine Mutter damals im ASL-Auto gebracht wurdet und ihr dort hinten in "Kotze und Kacke" mich aus
angstvoll geweiteten Augen ansaht, dachte ich mir schon, dass es nicht leicht für Euch und uns sein würde!
Deine Mama hat sich eigentlich recht bald eingewöhnt, denke mir auch einfach, dass sie irgendwann in jüngeren
Jahren schon einmal in besseren Sinne mit Menschen zu tun hatte. Bis sie dann irgendwann (wahrscheinlich als sie mit Dir
schwanger war), ausgesetzt wurde. Deine Erfahrungen mit Menschen waren nur schlechte und du warst gefangen in einer
panischen Angst vor Allem, was auch nur mit Menschen zu tun hatte. Bis man an Deinem Gehege vorbei war, bist du auf der
Mauer im Hintergrund wie gejagt unzählige Male auf und ab gerannt. Aggressiv oder bissig warst du allerdings nie!
Es hat mir richtig weh getan, dich so zu sehen und dir nicht helfen zu können.
Ehrlich, ich habe mich mit sehr gemischten Gefühlen und nach langem Zögern entschlossen, dich in die Adoption
zu geben. Irgendwie dachte ich, dass bei dir kaum etwas zu retten wäre und ich hatte auch Angst, dass Du durch eine
neue Umgebung noch tiefer in deiner Angst versinken würdest.
Zweimal sind mir die Tränen gekommen beim Rücklauf von Adoptionsbildern. Das erste Mal (kurz nach der Anzeige,
dass ich Euch nach Deutschland in die Labors verkaufe) war es bei Taz, einem Spieljunky, der schon zweimal operiert
worden war, weil er beim Spielen und Vollbremsen sich den Magen mit Kieselsteinen füllte. Er sollte in eine
Kieselfreie Umgebung! Als die ersten Bilder von ihm kamen, auf denen er durch eine blühende Margaritenwiese
rannte, habe ich mir geschworen, dass ich meinen Hunden, allen Widrigkeiten zum Trotz, wo immer möglich, eine
Chance geben will. Und so hast auch du letztendlich deine gekriegt!
Das zweite Mal war, als die ersten Bilder von Dir im Garten kamen. Sie haben mich mit einer so tiefen Zufriedenheit
erfüllt, dass alles, was auch immer man mir in den Weg zu legen versucht, dadurch zu einem NICHTS reduziert wurde.
Dir und Deiner Familie von Herzen alles Liebe und Gute und an Deine Familie noch ein ganz großes Dankeschön
Charlotte
3. Januar 2009

Hallo Barbara,
anbei die neuesten Bilder von Polly.
In der Wohnung kommen wir Polly etwas näher.
Beim Leckerli Fassen in der Küche
ist sie mittlerweile auch dabei und nimmt sich das Leckerli aus unserer Hand und lässt sich auch ein wenig von
uns streicheln.

Sie ist in der Wohnung nicht mehr so ängstlich und kommt
auch morgens ins Bad, wo Balu und Aika schlafen.
Wir merken, dass sich Polly die letzten Wochen mehr geöffnet hat und sehen hoffnungsvoll in die Zukunft.
Gruß, Birgit
Neujahrsgrüße von Polly 29. Dezember '09:
Hallo Barbara u. adoptiere-Team,
Hallo Charlotte,
die besten Neujahrgrüße mit vielen Vermittlungserfolgen für 2010, Gesundheit
und unerschöpfliche Einsatzkraft für Tiere in Not.
Was gibt es bei mir Neues zu sagen? Nun, ich führe ein stress- und sorgenfreies,
gemütliches Hundeleben mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten,
die ein Hund so braucht: ein eigenes Körbchen, 2x Fressen am Tag, mit Balu
und Aika im Garten spielen und Leckerlis, Liebe und Zuwendung von meiner
Familie.
Nur ein besonderes Ziel habe ich noch übrig, auch wenn das noch dauern wird: Mit der ganzen
Familie spazieren gehen !
Eure Polly
Anmerkung Birgit: Hatten im Sommer eine kleine Feier mit Freunden und Bekannten (alle mit Hundeerfahrung) bei uns im
Garten, sie meinten, man
könne die Zufriedenheit und Glück in Pollys Gesichtsausdruck sehen. (welch
eine Bestätigung für unsere Mühe !)