Hunde aus dem Süden sind nicht wie "Welpen adliger Herkunft" mit einem "von und zu"
im Namen. Ihre Sozialisation ist in der Regel komplett anders gelaufen und für Hundeliebhaber oft auch
unvorstellbar grausam. Oft haben sie von uns Zweibeinern bestenfalls "keine Ahnung", schlimmstenfalls
"die Fellnase gestrichen voll". Ihre Integration in unser Leben erfordert Hundeverstand,
Einfühlungsvermögen und viel Phantasie. Wir beginnen nicht bei Null, sondern oft im Minusbereich und
müssen einige Ängste und Vorbehalte ausräumen. Wer von Anfang an mit der Dankbarkeit des Hundes
rechnet, der irrt. Am Anfang steht oft Misstrauen und Angst. In der Regel geben diese Hunde Zuneigung und Liebe
tausendfach zurück, aber erst später, wenn durch gegenseitiges Vertrauen eine Bindung entstanden ist.
Was an dieser Stelle nicht verschwiegen werden sollte: unsere Südländer haben oft besondere Angst vor
Männern. Aber liebe Männer, das legt sich mit dem richtigen Leckerli und ein bisschen Zeit.
Und falls Sie auch schon mal den Ausspruch gehört haben, diese gestörten Hunde aus dem Süden kann
man nicht mehr erziehen. Vergessen Sie diesen Ausspruch - BITTE! Hunde aus dem Süden sind sehr gelehrig
und clever, wenn man sie mit positiver Bestärkung, Ruhe und Geduld erzieht.
Führen Sie sich bitte immer vor Augen, dass die Hunde nichts kennen: Treppen, Kühlschrank, Fön
oder auch die blühende, grüne Wiese. Alles kann Neuland sein und Panik beim Hund hervorrufen. Deshalb
hier ein paar Regeln, die den Umgang mit Angsthunden erleichtern:
Kein Mitleid...
Bitte trösten Sie Ihren Hund nicht. Mitleid signalisiert Ihrem Hund nur, dass etwas nicht in Ordnung
ist und er ist noch beunruhigter.
Wichtig: Mitleid verstärkt die Angst.
Vermitteln Sie Ruhe...
Je entspannter und ruhiger Sie sind, desto sicherer fühlt sich Ihr Hund. Sprechen Sie ruhig und
entspannt mit Ihrem Hund. Achten Sie auch auf Ihre Körpersprache - herumschreien, wild gestikulieren
oder an der Leine herumzerren, schafft keine Sicherheit.
Lob, Lob und nochmals Lob…
Gelobt und mit Leckerchen belohnt wird der Hund - besonders aber der ängstliche - bei jeder
erwünschten Handlung. Und zwar genau dann, wenn es passiert und keine Sekunde später. Ein
verspätetes Lob kann der Hund nicht mehr mit seiner Handlung verknüpfen. Loben Sie mit hoher
Stimme! Gut geeignet ist das Wort "Feiiin" mit vielen iiiis! Ja, es stimmt, man kommt sich albern vor,
wenn man sich ein Bein abfreut, weil der Hund auf "Komm" auch angetrabt kommt und die anderen
Hundehalter gucken auch amüsiert. Aber dafür KOMMT Ihr Hund später, während die
anderen noch schreien oder dem Hund hinterherjagen. Unerwünschtes Verhalten wird konsequent
ignoriert. (ja, ich weiß, manchmal ist das verdammt schwer!)
Distanz halten können…
Der ängstliche Hund empfindet Ihre Nähe am Anfang als unangenehm. Gönnen Sie Ihm seine
Individualdistanz. Wenn er den Kopf oder den ganzen Körper wegdreht, bittet er in seiner Sprache
um Abstand. Hier gibt es viele hündische Zeichen, die sog.
Beschwichtigungsignale. Diese zu kennen,
erleichtert das Zusammenleben mit einem Angsthund erheblich. Wenn ein Hund erst knurren oder gar
beißen muss, ehe wir auf Distanz gehen, dann läuft etwas schief. Nicht beim Hund, sondern
bei uns. Denn wir haben auf der Leitung gestanden, indem wir vorhergehende Signale missachtet oder
nicht mal wahrgenommen haben.
Auf gleicher Ebene…
Kriechen Sie ruhig mal auf dem Boden herum oder gehen in die Hocke, wenn Sie den Hund rufen. Locken Sie
mit einem Spielzeug oder einem Leckerchen. Der Hund soll freiwillig kommen. Sie können die Leckerlis
dem Hund auch "entgegenwerfen", verringern Sie dann einfach den Abstand und der Hund kommt so
näher. Besonders ängstliche Fellnasen werden ausschließlich aus der Hand gefüttert!