11. April 2010: Verny berichtet aus seinem neuen Zuhause
Verny hat nach seinem
Tierheimaufenthalt
nun ein neues Kapitel aufgeschlagen. Aber lassen wir ihn doch selbst zu Wort kommen...
Buongiorno!!
Wollte Euch nur in aller Kürze meine ersten Eindrücke von meiner neuen Heimat übermitteln:
11:00 Uhr
Auf dem Autobahnparkplatz Umsteigen von Stephanies Transporter in Silvias und Carstens
Dogmobil, zusammen mit dem kleinen Ambro und der großen Eleffa - endlich etwas Frischluft!
13:10 Uhr
Ankunft in Plettenberg - werde nun doch langsam etwas aufgeregt.
Habe keine Lust mehr auf den blöden Transportbehälter - will endlich raus!
(Habe beschlossen, nie wieder Economy-Class zu buchen - in Zukunft nur noch Business
oder First Class!)
Die neue Wohnung wird von mir eingehend inspiziert - keine besonderen Vorkommnisse.
Riecht alles sehr interessant.
13:28 Uhr
Erster Treppenabstieg - keine große Sache für mich ;-)!
13:30 Uhr
Erster Besuch im Garten an einer langen Roll-Leine - erste Markierungsarbeiten.
Danach Besuch bei Tante Grete - sehr nett - lecker Fleischwurst!!
Erster Treppenaufstieg - ganz schön schwierig - klappt aber mit Fleischwurstunterstützung.
Erste Schmuse-Einheit mit Silvia und Carsten.
Bin hundemüde - schlafe erstmal zwei Stunden.
Soll schon wieder runter in den Garten - wegen Geschäft usw. - muss aber gar nicht!
Treppe runter - Treppe rauf - ganz schön anstrengend.
Hab auch gar keinen Hunger - ausser auf Fleischwurst.
Mach's mir wieder auf meinem Plätzchen gemütlich - und schlafe.
Im Dunkeln nochmals in den Garten - hab ich aber nun gar keine Lust mehr drauf.
Um 22:00 Uhr gehen wir alle ins Bett.
Mitten in der Nacht kommt Silvia, um nach mir zu sehen - hab ich mich sehr
drüber gefreut und dann gleich weiter geschlafen.
7:00 Uhr
Carsten kommt mich wecken - ist total überrascht, dass es keine Überschwemmung oder
ähnliches gegeben hat - He, aber hallo! Natürlich bin ich Stubenrein - was denkt Ihr denn!
Haben erstmal kräftig gekuschelt - bin ihm richtig in die Arme gekrochen.
Gemeinsames Frühstück am Sonntagmorgen - danach ein schönes Schläfchen - hab nämlich
ordentlich Jetlag.
Silvia und Carsten werden mutig und planen den ersten Gassi-Gang an der Straße.
Bekomme ein Geschirr angelegt - find ich nicht so toll, lass ich mir aber gefallen -
kann man eigentlich ganz gut mit laufen - erstaunlich.
Also Treppe runter - Leine festgemacht und los geht es.
Hochinteressant, was was man da so alles vor die Nase bekommt - sind scheinbar eine
Menge Vierbeiner in der Nachbarschaft. Das mit der Leine klappt wunderbar - an der
Feinabstimmung müssen wir zwar noch etwas arbeiten - aber das bekomme ich auch noch hin.
12:17 Uhr
Mein erstes Geschäft in Deutschland - welche Erleichterung. Jetzt geht es noch besser
an der Leine.
Sind schon gut 30 Minuten unterwegs - 6 Grad und Nieselregen mit Graupel-Schauer. Ich
möchte jetzt doch lieber wieder nach Hause.
Ein riesiger und lauter Bus fährt an uns vorbei - Puh, ganz schön gefährlich.
Carsten und Silvia finden aber, dass ich das ganz toll gemeistert habe.
Habe meine erste Hundefreundschaft geschlossen - Cesar, ein weisser
Westhighland-Terrier, begrüßt mich auf das Herzlichste - sehr nett.
Haben anschließend gemeinsam um die Wette markiert.
Zurück zu Hause. Treppe rauf - Geschirr runter - trockenrubbeln lassen und endlich etwas
Vernünftiges zu fressen.
Feuchtfutter schmeckt viel besser als diese ollen trockenen Brocken.
Nochmal kurz mit Silvia und Carsten knuddeln und jetzt wird gepennt - ich bin ja
sowas von müde.
Alles weitere später und ausführlich!
A Presto!
Euer Verny
25. April 2010
Hallo Leute!
Jetzt bin ich seit zwei Wochen in Deutschland und es wird langsam Zeit,
dass ich Euch etwas ausführlicher über meine ersten Eindrücke und
Erfahrungen in meiner neuen Heimat berichte.
Mir war ja schon wirklich ein wenig mulmig, als Du, Charlotte, mir von
meiner bevorstehenden Auswanderung berichtetest. Andererseits war die
Aussicht auf ein Leben außerhalb des Caniles schon mehr als
verlockend. Die Sache mit dem Halsband, das ich mir nicht abmachen
lassen wollte, bitte ich übrigens nicht persönlich zu nehmen, aber da
war ich wirklich schon ein wenig im Reisefieber.
Das Boarding in Stephanies Grossraum-transporter stellte sich auch
nicht als besonders prickelnd heraus, so dass ich meine Bereitschaft
zum Umzug schon fast wieder in Frage gestellt hätte.
Aber nun gab es wirklich kein Zurück mehr und zum Glück musste ich die
lange Reise nicht alleine antreten.
Bei Webers angekommen, wurde die Sache natürlich erstmal richtig
spannend. Zunächst war ich schon sehr froh, endlich die unbequeme
Transportbox verlassen und meine neuen Zweibeiner mal etwas genauer
unter die Lupe bzw. Nase nehmen zu können.
Die beiden waren ja schon ganz schön aufgeregt und trauten sich erst gar
nicht an mich ran. Es blieb mir dann tatsächlich nichts anderes übrig,
als selbst die Initiative zu ergreifen und mit einem vorsichtigen
Schwanzwedler um meine ersten Streichel-Einheiten zu bitten. Dem wurde auch
bereitwillig nachgekommen und der erste Kontakt stellte sich somit für
beide Seiten als äusserst positiv dar.
In der Annahme, dass mich nach der langen Reise ein sehr hündisches Bedürfnis
plagen würde, schlug man mir gleich eine Besichtigung des heimischen Gartens
vor. Dazu musste ich aber zwei lange Treppen herunter laufen.
Himmel, ich wusste gar nicht, wann ich das das letzte Mal gemacht hatte.
Demzufolge musste ich erstmal meine vier Beine sortieren und koordinieren.
Aber Herrchen meinte, das wäre wie Fahrradfahren, dass würde man nicht
verlernen. Nach einem kurzen Gartenbesichtigungs-Rundgang sollte es dann
besagte Treppe wieder hinauf gehen. Das erwies sich aber schon als etwas
schwieriger.
Zum Glück existierte im heimischen Kühlschrank ein ordentlicher Vorrat
der Bewustseins-erweiternden Droge G-F-W. Mit G-F-W ging es dann gleich viel
leichter und ehe ich es recht begriffen hatte, waren wir wieder in der ersten
Etage. In dem Zusammenhang muss ich allerdings dringend vor dem ungehemmten
Konsum von G-F-W warnen, schon nach wenigen Dosen wird man von diesem Zeug
abhängig und willenlos.
Selbst Carsten kann sich diesem Einfluss offensichtlich nicht entziehen.
Er behauptet zwar, es handele sich dabei nur um völlig
ungefährliche GeflügelFleischWurst, aber dass sehe ich nun aus eigener
Erfahrung ganz anders ;-).
Das mir im Anschluss offerierte Ruheplätzchen stellte sich nach
kurzer Begutachtung und anschliessender Streichel-Einheit als voll
tiefschlaftauglich heraus; was ich dann den Rest des Tages auch
ausgiebig ausgetestet habe. Auch die anschliessende Nacht habe ich
komplett durchgeschlafen.
Zwar kam Frauchen so gegen drei Uhr, um nach mir zu sehen, aber ich
hab es nach einer kurzen Begrüssung vorgezogen, weiter zu schlafen.
Ziemlich erschüttert war ich dann aber am nächsten Morgen - man hatte
offensichtlich an meinen guten Manieren bzw. meiner Blase gezweifelt
und bereits mehrere Rollen Küchenpapier und anderes Reinigungsgerät bereit
gestellt. Ich konnte meine neuen Zweibeiner aber davon überzeugen, dass ein
Hund meines Alters seine Körpersäfte sehr wohl noch unter Kontrolle
hat und weiss, was sich gehört - also wirklich!!
Am nächsten Tag stand dann der erste gemeinsame Gassi-Gang auf dem Programm.
Zunächst war ich aber froh, dass mir Carsten erstmal mein altes, speckiges
Halsband abnahm. Das war mir tatsächlich auch schon etwas eng geworden und,
nach kurzen Bedenken meinerseits, konnte mich Silvia auch von den Vorzügen
eines Geschirrs überzeugen. So ausgerüstet ging es dann vor die Haustür,
um eine für mich völlig neue Welt zu erkunden.
Das war zwar zunächst wirklich sehr interessant - jeder Meter hundertausend
neue Gerüche - aber so ganz geheuer war mir das alles nicht.
Zum Glück verbrachten wir den Rest des Tages in den eigenen und vor allem sicheren
vier Wänden.
Am Montagmorgen ging es dann aber gleich wieder raus. Und da beschlichen
mich doch wirklich die ersten Zweifel, ob ich mir die richtige Familie für
meine Übersiedlung nach Deutschland ausgesucht hatte.
Denn es sollte nicht, wie ich eigentlich gedacht hatte, bei einem kurzen
Gassi-Gang bleiben. Bei strahlendem Sonnenschein hatte sich Carsten in
den Kopf gesetzt, einen Gewaltmarsch von fast einer Stunde anzusetzen!
Du kannst Dir vorstellen, dass ich nach einer halben Stunde ziemlich mit
meinen Kräften am Ende war. Nur dem Einsatz von G-F-W ist es zu verdanken,
dass wir zusammen zu Hause ankamen. Danach war erst einmal ausgiebiges
Matratzen-Testen angesagt.
Aber das sollte es für den Tag noch nicht gewesen sein!
Nachmittags ging das selbe Spielchen von vorne los. Man hatte aber schnell
ein Einsehen und begrenzte diesen Gang auf das geschäftlich Nötigste.
Als dann gegen Abend eine dritte Einheit angesetzt werden sollte, habe ich
jedoch protestiert und jeden weiteren Schritt nach draussen auf das
Schärfste abgelehnt. Dreimal am Tag rausgehen - ja wo sind wir denn hier?!
Ich hatte mich doch auf einen geruhsamen Platz als Haus- und Sofa-Hund
beworben! Hätte ich mal besser in meinem Anstellungsvertrag das Kleingedruckte
auf der Rückseite gelesen! Da stand wirklich etwas drin von dreimal
am Tag rausgehen und Sport und Wanderungen.
Na toll! Aber was will man machen? Vertrag ist Vertrag und da muss ich
jetzt wohl durch. Nach zwei Wochen kann ich dieser ständigen Rennerei
aber inzwischen auch die ersten positiven Aspekte abgewinnen. Man trifft
ständig neue Vierbeiner, mit denen man sich nett austauschen kann.
Besonders die Mädels haben es mir angetan. Bei den Jungs bin noch ein wenig
unsicher und grummel-brummel vorsichtshalber mit wedelndem Schwanz vor
mich hin. Die meisten Rüden haben da auch Verständnis für und lassen mich
gleich in Ruhe.
Ernsthafte Sorgen plagen mich jedoch bezüglich der mir angebotenen
Verpflegung. Am ersten Tag sollte ich doch tatsächlich mit ein paar
Brocken Trockenfutter abgespeist werden. Nach einem kurzen Blick in
den Napf hab ich gefragt, ob das wirklich erst gemeint sei.
Dafür hatte ich den weiten Weg über die Alpen nun wirklich nicht
angetreten!
Schuldbewusst wurde mir dann im zweiten Anlauf ein Schälchen mit
Feuchtfutter angeboten. Na ja - schon etwas besser. Aber etwas wirklich
Wichtiges fehlte immer noch. Eine Fresschen ohne Pasta - das geht ja
nun gar nicht! Nachdem man mein Chappy dann mit einigen wenigen
Nudeln nachgebessert hatte, konnte ich endlich zuschlagen und die ganze
Portion verdrücken.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch bitte einen herzlichen Gruss an
die Damen aus der Tierheimküche zu übermitteln. Ich vermisse ja nicht
besonders viel aus meiner alten Heimat, aber das All-you-can-eat Nudelbuffet
und die Pasta a la Canalba fehlen mir doch wirklich sehr.
Erste Spuren meiner aktuellen Mangel-Ernährung (es wird nur Light-Futter
angeboten!) schlagen sich bereits in meinem Erscheinungsbild nieder.
Ich habe in diesen ersten vierzehn Tage bestimmt schon fast zwanzig
Kilo abgenommen! Mein Geschirr musste schon dreimal enger gestellt werden
und wenn das so weitergeht, werde ich in einem Monat nur noch als ein mit
Knochen gefüllter Fellsack dahinvegetieren.
So, nun muss ich aber Schluss machen. Es geht schon wieder los.
Zum Glück fahren wir mit dem Auto an die nahe gelegene Talsperre.
Autofahren ist übrigens eine sehr entspannende Angelegenheit - nur mit dem
Einsteigen tue ich mich noch ein wenig schwer.
Tanti Saluti
Euer Verny
27. Juli 2010: Verny war das erste Mal im Urlaub!
Die Geschichte von Verny und dem Damwild ;-):
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Na, wer seid ihr denn? |
Sehr interessant! |
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Zum Glück ist hier ein Zaun dazwischen! |
Wer weiss, ob so Damwild nicht doch
gefährlich ist!! |
Hallo Charlotte,
seit meinem letzten Brief sind inzwischen schon wieder fast drei Monate vergangen und ich
muss Dir doch nun dringend mitteilen, was so zuletzt hier bei uns alles geschehen ist.
Im Mai und Juni habe ich mich zunächst bei vielen Spaziergängen erstmal näher mit
der heimischen Hundebevölkerung bekannt gemacht. Hier laufen wirklich einige wunderhübsche
Vierbeinerinnen herum, die meinem Charme kaum widerstehen können. Bei den männlichen
Vertretern meiner Gattung hingegen habe ich nur wenige seriöse Vierbeiner angetroffen, so
dass ich meiner Abneigung in der Regel kurz und bündig Ausdruck verleihen musste.
Auch stand für mich ein erstes Vorstellungsgespräch beim heimischen Veterinario an. Hier
musste ich allerdings feststellen, dass diese Weisskittel keinen Deut besser als die
italienischen sind. Trotz massiver Gegenwehr meinerseits musste ich mich letztlich
einer zahlenmäßig überlegenen Übermacht (drei!) geschlagen geben. Angeblich ging es nur
um eine kurze Durchsicht (Zähne, Ohren, etc.), aber ich lass mich doch nicht für dumm
verkaufen! In die Ohren gucken! Pah!! Was gehen den meine Ohren an!
Eigentlich war ich ja nur mitgekommen, um mir vom Doc meine akute Mangel-Ernährung
diagnostizieren zu lassen. Aber selbst das bekam der nicht hin! Da man meinen Protest
aber wohl bis ins Wartezimmer hatte hören können, war mir zumindest der Respekt der dort
wartenden Hunde sicher. Selbst der stoische Neufundländer lies mir ein anerkennendes
Kopfnicken zukommen.
Zunächst war ich ja davon ausgegangen, dass meine beiden Zweibeiner es gut mit mir
meinten. Nach dieser Episode kamen mit dann aber doch wieder so meine Zweifel, so dass
ich die täglichen Annäherungsversuche gelegentlich mit einer gewissen Gereiztheit
ablehnen musste. Hier und da ein kleines Schnäppchen und die notwendige Distanz war
wieder hergestellt. Schnell musste ich aber feststellen, dass meine Dosenöffner dann
gleich ernsthaft eingeschnappt waren. Dass war mir natürlich auch nicht recht, so dass ich
dann nur noch so ca. einmal in der Woche auf meiner Privatsphäre bestehen musste.
Dann gab es da zunächst auch noch unterschiedliche Ansichten bezüglich der Sofa-Nutzung.
Ich war davon ausgegangen, dass selbiges für mich zumindest in der Nacht zur freien
Verfügung stehen würde. Dies war offensichtlich aber nicht vorgesehen, was ich allerdings
zunächst nicht so recht einsehen wollte. Eines Morgens war ich der Meinung, dass dies der
richtige Zeitpunkt wäre, Silvia mal meine Beisserchen zu zeigen. Ui - das kam aber gar
nicht gut an! Bevor ich mich versah, hatte ich schon die große Wolldecke auf dem Kopf - und da
war mir natürlich klar, dass ich doch besser klein beigeben sollte. Seit der Zeit kommt
ein Sofabesuch schon aus Prinzip für mich nicht mehr infrage.
In der Zwischenzeit wurden unsere gemeinsamen Exkursionen von den Plettenberger
Rad- und Wanderwegen in die nahe liegende Innenstadt ausgedehnt. Dies war natürlich eine
wunderbare Ergänzung und mein Riechorgan konnte mal so richtig auf Hochtouren arbeiten.
Da das alles so prima klappte und meine Beiden so problemlos an der Leine laufen, wurden
wir alle mutiger und haben unsere Besuche auf die benachbarten Großstädte ausgedehnt.
Hier waren dann bei diversen Geschäftsbesuchen meine Dienste als Modeberater gefragt.
Anfang Juli setzte dann langsam eine mir hier bis dato unbekannte Betriebsamkeit ein. Es
wurden Koffer und Taschen herangeschafft, diverse Einkäufe getätigt und alle Welt sprach
plötzlich von "Urlaub". Ich war ja echt gespannt, um was es sich dabei wohl
wieder handeln würde, und lies alles mit gewohnter Ruhe auf mich zukommen.
Die ganze Sache lies sich zunächst auch wunderbar an. Mein eigenes Abteil im Auto wurde
noch ein wenig aufgepolstert und mit Kopfkissen versehen, so dass die sich anschliessende
Autofahrt (ca. acht Stunden) von mir in vollen Zügen genossen wurde. Aber anstelle in
unsere eigene Behausung zurückzukehren, zogen wir in eine mir gänzlich unbekannte
Wohnung ein. Ein Umzug? Davon hatte mir keiner was gesagt! Aber eigentlich hätte mir das
bei Abfahrt ja klar sein müssen - die Zweibeiner hatten ja schliesslich fast den halben
Hausstand ins Auto verladen!
Da aber neben ausreichenden Futtervorräten und Leckerchen auch mein Körbchen und meine
Liegedecke mitgenommen wurde, konnte ich mich nicht großartig beklagen. Des weiteren
erhielt ich erfreulicherweise für die Nacht eine Sonderzugangserlaubnis für das Schlafzimmer
von Silvia und Carsten. Das war schon mal echt klasse - gerade weil es dort in Grindelwald
fast jeden Abend ein kräftiges Alpengewitter mit schrecklich lautem Donner und grässlich
hellen Blitzen gab. Wenn man sich dann heimlich auf Herrchens oder Frauchens Klamotten
legen kann, macht einen das doch schon gleich etwas ruhiger.
Ein weitere angenehme Sache an so einem Urlaub ist auch, dass man mal endlich den ganze
Tag Zeit füreinander hat und sich so noch besser kennen lernen kann. Das ich darüber
aber meine "guten Vorsätze" innerhalb kürzester Zeit über den Haufen
werfen würde,
hätte ich selber nicht für möglich gehalten. Du weisst ja, dass ich mir geschworen hatte,
niemals wieder einem Zweibeiner richtig über den Weg zu trauen. Aber wenn Du dir die
nachstehen Bilder ansiehst, weisst Du, was daraus geworden ist.
Wenn ich an die vergangenen zwei Wochen zurückdenke und überlege, was wir so alles
gemeinsam unternommen haben, muss ich mich fast ein wenig über mich selber wundern.
Wenn mir jemand noch im April gesagt hätte, ich würde mal freiwillig in eine mit fast
70 Zweibeinern voll gepackte Seilbahn einsteigen oder mit der Berner-Oberland-Eisenbahn
zur 3450 Meter hoch gelegenen Jungfraujoch-Station fahren, hätte ich ihm vermutlich
einen Vogel gezeigt.
Es wurde mir allerdings auch recht leicht gemacht. Größtenteils saßen nämlich in
diesen Zugabteilen Zweibeiner, die anders aussahen, als hier bei uns in Europa. Die
hatten meistens eine gelbliche Hautfarbe, Schlitzaugen und gaben dazu noch Töne von sich,
die ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört habe. Auf jeden Fall waren die alle total
nett zu mir und haben mich meistens auch nur ganz vorsichtig gestreichelt. Wenn man mal
als Hund von vorne bis hinten durch mehrere solcher mit Japanern besetzte Abteile
stolziert ist, kommt man sich hinterher richtig bedeutend vor.
Aber auch auf unseren Bergwanderungen traf ich auf eine ganze Menge Verny-Fans. Die
hatten zwar in der Regel vier Beine, waren aber mindestens genauso nett.
Wie es sich für einen verantwortungsbewussten Haus- und Hofhund gehört, nahm ich in
der ersten Urlaubswoche noch reichlich Rücksicht auf die mangelnde Kondition meiner
Wandergenossen. Bei über 30 Grad im Schatten war die Kraxelei aber auch für mich nicht
gerade ein Knochenschlecken, so dass ich es bei Bergauf-Passagen doch recht gemütlich
angehen lies. Hierüber waren meine Beiden dann zunächst gleich wieder sehr besorgt,
besonders weil meine vierbeinigen Rudel-Vorgänger selbst bei solchen Temperaturen
angeblich für ein höllisches Marschtempo bekannt gewesen wären. Na, das müssen dann ja
wohl zwei echte Spitzensportler gewesen sein.
In der zweiten Wochen ging mir dieses Genöhle dann aber doch gehörig auf die Nerven
und bei etwas geringeren Temperaturen konnte ich Silvia und Carsten doch noch von
meinen Bergsteigerqualitäten überzeugen.
Als ehemals gewerkschaftlich organisierter Haus- und Hofhund wurde von mir aber auch
auf eine strikte Einhaltung der allgemeinen Ruhezeiten wert gelegt. Selbst die schönste
Bergwanderung macht doch erst mit ein paar richtigen Erholungspausen Spass.
Die echten Highlights unserer Wanderungen waren neben meinem Auftritt als
eidgenössischer Schäferhund auch eine prickelnde Murmeltierjagd auf der Bussalp. Dieser
kleine, freche Pfeiffer wollte aber partout nicht aus seinem Loch kommen.
Zur allgemeinen Erholung wurden aber auch diverse Ruhetage von uns eingelegt. Als sehr
entspannend ist mir da unsere gemeinsame Fahrt auf dem Thuner See in Erinnerung geblieben.
Zum Einen konnte man sich die kühle Seeluft mit Ihren höchst interessanten Gerüchen um die
Nase wehen lassen, aber gleichzeitig auch richtig schön relaxen. Ausserdem hab ich die
Gelegenheit genutzt und mit einer kleinen Münsterländerin geflirtet.
So schön mein erster Urlaub mit Zweibeiner auch war - richtig gefreut habe ich mich, als wir
dann nach 14 Tagen doch wieder in Plettenberg angekommen sind und mein Körbchen und meine
Liegedecke wieder an Ihrem angestammten Ort waren.
Cordialita
Euer Verny
PS.: Die Sache mit dem Schnappen habe ich übrigens inzwischen eingestellt. Das war
mir dann irgendwann doch zu dumm. Und gestern hab ich mir sogar eine Zecke mittels
Zeckenzange entfernen lassen!


Vernys Begegnung mit den Kühen:
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Ich glaub mich knutscht 'ne Kuh. |
HILFE!! Die knutscht mich ja tatsächlich!!! |
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Ooh - schaut mal - das ist doch Dog Clooney! |
Also Mädels , jetzt mal ganz im Ernst - ich bin nicht Dog Clooney!
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Und dann waren da noch die Schafe:
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Heeehh! - Antreten zum Zählapell - aber etwas zackig bitte! |
Okay, Chef - hier sind wir! |
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Du bist ja gar nicht unser Chef! |
Jetzt verkrümel ich mich wohl besser...
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30. Dezember 2010
Hallo Charlotte,
nachdem ich gerade mit Silvia und Carsten ein gemütliches Frühstück eingenommen
habe, will ich die Gelegenheit nutzen und Dir mitteilen, wie es mir in den letzten
Monaten so ergangen ist.

Herrlich - Trockenrubbeln nach dem Regenspaziergang
Mit meinen Zweibeinern komme ich inzwischen immer besser klar, auch wenn mir hier
doch so einiges abverlangt wird. An dieses frühe Aufstehen von Montag-Freitag habe
ich mich ehrlich gesagt noch immer nicht gewöhnt. Aber was will man machen –
offensichtlich traut sich Silvia morgens um 6 Uhr noch nicht alleine aus dem Haus.
Notgedrungen quäle ich mich aus meiner Liege-Landschaft und mache mich für
unseren Morgenspaziergang fertig. Solange es draussen trocken ist, kann ich einem
kleinen Gang mitten in der Nacht ja noch etwas abgewinnen, aber gerade in der letzten
Zeit muss ich mich meistens auch noch nass regnen lassen. Da bedarf es gelegentlich einiger
Überredungskunst, um mich nach draussen zu locken. Wenn mich Frauchen nach unserer Rückkehr
nicht immer so herrlich trockenrubbeln würde, machte ich garantiert keinen Schritt vor die
Haustür.
Ob dieser Wetterverhältnisse hatte ich mir natürlich besondere Sorgen hinsichtlich des
anstehenden Winters gemacht. In den letzten Jahren konnte ich dieser Jahreszeit nun
wirklich nichts Positives abgewinnen. Aber inzwischen muss ich sagen, dass mir unsere
Wanderungen durch die tief verschneiten Sauerländer Wälder wirklich richtig Spass
machen. Nur eine Sache habe ich bislang noch nicht kapiert – neben Schneeflocken
muss es hier auch noch Salz regnen und zwar immer genau auf die Bürgersteige und die
Strassen! Mannomann – das brennt vielleicht an den Pfoten! Meine Kollegen aus der
Nachbarschaft meinen allen Ernstes, dass die Menschen dieses Zeug ständig verstreuen
würden. Wenn das wirklich stimmen sollte, kann ich nur eine Figur der Weltliteratur
zitieren :

Idefix: "Die spinnen, die Menschen!"
Nach ausgiebiger Pfoten-Pflege mache ich es mir dann aber auch gleich wieder auf
meinen Plätzchen direkt vor der Heizung gemütlich. Heute habe ich im Übrigen zum
ersten Mal echte Pfotenschutz-Schuhe getragen. Auf den ersten Metern war es ja noch
ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber ruckzuck hab ich mich daran gewöhnt und bin
damit gelaufen, als ob es das Normalste von der Welt sei.
Inzwischen habe ich mich auch immer besser mit den Vierbeinern in meiner
Nachbarschaft bekannt gemacht. Da gibt es vielleicht Typen! Zunächst wäre da mal
Nicki – ein Zwergschnauzer – absolut seriös und angenehm. Wenn wir uns sehen, wird
kurz aber höflich das Bein gehoben, ein paar Neuigkeiten ausgetauscht und jeder geht
seines Weges. Dann wohnt da noch jemand in MEINER Straße, der wirklich nicht alle
Fressnäpfe im Schrank hat. Es ist ein Mops und der behauptet doch tatsächlich, IHM
würde die gesamte Straße gehören! Leider befindet er sich in der Regel auf der anderen
Straßenseite, so dass ich Ihm diesbezüglich nur fernschnauzlich meine Meinung kund
tun kann.

Disziplin "Eckbankschmusen"
Des weiteren zähle ich noch Karusch (8 Jahre), Louis (9 Jahre) und Jojo (3 Jahre) zu
meinen – na, sagen wir mal – Bekannten. Zwei ziemlich große Labrador-Jungs und ein
flottes Mix-Mädchen. Eigentlich sind die ja ganz nett, aber manchmal kann ich wirklich
nur den Kopf schütteln. Die benehmen sich nämlich gelegentlich wie die kleinen
Welpen.
Karusch zum Beispiel will selbst noch bei Minustemperaturen ein Bad im Fluß nehmen –
und wenn er das dann nicht darf, wälzt er sich in der nassen Wiese!
Für mich ein klarer Fall für den Hundepsychologen.
Ganz komisch wird mir aber auch, wenn Louis und Jojo anfangen zu raufen.
Da wird dann herum gesprungen, sich in den Nacken und die Ohren gekniffen und
wild herum gekläfft.
Das würde angeblich total Spass machen und ich solle doch mal mitmachen, meinen
die beiden. Aus dem Alter bin ich aber nun wirklich raus und außerdem weiß ich
gar nicht mehr so richtig, wie das geht mit dem Spass haben.
Nun gut – einmal in diesem Winter hab ich auch mal mit einer großen
Hündin im Schnee herum getollt. Die hat mich solange mit ihrer guten Laune
bearbeitet, da konnte selbst ich nicht widerstehen, ein paar Runden mit ihr zu drehen.
Im nächsten Jahr habe ich übrigens Großes vor! Carsten und Silvia wollen mich zur 1.
Internationalen Mehrkampf-Schmuse-Weltmeisterschaft anmelden. Die beiden sind der
Meinung, dass meine diesbezügliche Begabung genutzt und gefördert werden sollte und
ich durchaus große Chancen auf einige vordere Platzierungen hätte.
Neben den Disziplinen Freestyle-Schmusing, Ultimate-Schmusing und Vollkontakt-
Schmusen soll ich auch am Schmuse-Marathon teilnehmen. Die ersten drei
qualifizieren sich übrigens direkt für den Iron-Schmus auf Hawaii.
Dabei handelt es sich
um einen Schmuse-Ttriathlon über 3,86 Stunden Eckbank-Schmusen, 180 Minuten
Sofa-Schmusen und 42,195 Minuten Sessel-Schmusen. Zu Beginn meines Trainings
hatte ich immer wieder mal mit der so genannten Schnapp-Atmung zu kämpfen, aber
das hab ich inzwischen sehr gut unter Kontrolle.
Buon anno nuovo!
Euer Verny
mit Silvia und Carsten

Verny im Festtags-Outfit
Neuigkeiten vom 10. April 2011
Liebe Charlotte,
liebe Canalbanisti,
ich wollte mich ja eigentlich ja schon früher gemeldet haben,
aber ich hab mir gedacht, Ihr habt in den Wochen nach dem Fluss-Tsunami
bestimmt ganz andere Sorgen.

Weist Du eigentlich, dass ich heute genau seit einem Jahr in Deutschland
wohne? Meine Güte, wie die Zeit vergeht. Mit den Zweibeinern (Tierärzte
ausgeschlossen) hab ich zwischenzeitlich meinen Frieden gemacht. Die sind
hier wirklich alle sehr nett und bis heute habe ich noch keine Enttäuschung
diesbezüglich gemacht.
Nur meine vierbeinigen Kollegen geben mir immer wieder Rätsel auf.
Ich hab mich ja inzwischen damit abgefunden, dass hier eine ganze
Menge Hunde "balla-balla" sind und mit ungehemmter Freude einer
runden Filzkugel hinterherlaufen.
Aber was bitteschön ist so unglaublich toll daran, einem arglosen Jogger
oder einem vorbeifahrenden Radfahrer kläffend nachzuhetzen? Wieso muss
man im fahrenden Auto sitzend einen lautstarken Aufstand machen und seine
gesamte Umgebung beschallen?
Warum ist es für manchen absolut erforderlich, sein hinter dem Zaun liegendes
Territorium bis aufs Letzte zu verteidigen?
Das sind alles Sachen, die ich wirklich nicht verstehe. Jogger und Radfahrer
sind mir nämlich vollkommen schnuppe - ein Auto ist dazu da, um möglichst
relaxt und am besten schlafend von Punkt A nach Punkt B zu gelangen und
wenn mich jemand besuchen möchte - bitte schön - kein Problem - ich wedel
nur mit dem Schwanz und begrüsse ihn.
Aber was soll's - jeder, wie er es mag.
Auf das Thema Tierärzte muss ich aber noch kurz zurückkommen. Ich hatte nämlich
das zweifelhafte Vergnügen, diesen Herrschaften mal wieder in die Hände
zu fallen.
Auf meinem Rücken hatte sich so eine ursprünglich kleine Fettgeschwulst zu einem
faustgroßen Knubbel entwickelt. Nicht, dass mich das irgendwie gestört
hätte, aber der Doc hatte schon die Messer gewetzt und ehe ich mich versah,
landete ich im Reich der Träume. Als ich wieder wach wurde, hatte mich
der Kerl fast komplett geschoren und mir eine ca. 2,5 Meter lange Naht verpasst.
Ausserdem hatten Silvia und Carsten noch darum gebeten, meine Knabberleiste
zu überprüfen. Zwei Wochen vorher war mir nämlich doch glatt ein Zahn
ausgefallen. Zur allgemeinen Überraschung wurde dann aber festgestellt, dass meine
Beisserchen alle prima im Schuss waren, nur das Zahnfleisch auf der rechten
Seite war total verfault.
Nachdem der Doc da aber auch dran rumgeschnippelt hat, ist gebisstechnisch wieder
alles im Lot. Insofern war ich mit dem Tierarzt ja einigermaßen zufrieden -
nur über eine Sache hab ich mich maßlos geärgert.
Nur weil ich ein wenig länger gebraucht habe, um aus dieser absoluten
Hammernarkose aufzuwachen (ich war auch am nächsten Tag noch ein wenig neben
der Spur), hat er meine Altersangabe drastisch nach oben revidiert.
Angeblich wäre ich mindestens schon zwischen 9 und 10 Jahre alt!
Vollkommen inkompetent, dieser Mensch!! Ich glaube, ich muss nun doch einen
Arztwechsel in Betracht ziehen!
So, genug für heute! Heute morgen hab ich schließlich bei herrlichstem
Frühsommerwetter eine Vierstundenwanderung mit meinen beiden Dosenöffnern
gemacht (inclusive lecker Picknick). Ich bin nun doch rechtschaffen müde und
verziehe mich erstmal in mein Körbchen.
Ciao
Euer Verny
mit Silvia und Carsten
19. Dezember 2011
Liebe Charlotte,
liebe Canalbanisti,
jetzt hab ich aber echt ein schlechtes Gewissen, dass ich mich so lange nicht bei Euch
gemeldet habe! Meine Güte, wie aber auch die Zeit vergeht!
In den vergangenen Wochen
musste ich mich aber erst einmal um die Integration unseres neuen Rudelmitgliedes Morella
kümmern. Da hatte ich echt keine Zeit, um Briefe zu schreiben.
Ich muss schon sagen, dass ich mich am Anfang des Öfteren gefragt habe, ob es eine gute
Idee von mir war, der Rudelerweiterung zuzustimmen. Ich war ja eigentlich davon
ausgegangen, dass mein bisheriges, gemütliches Leben in entsprechenden
Bahnen weiterverlaufen würde. Aber mit dem Einzug unserer kleinen
"Zuckerschnute" hat sich doch einiges verändert.
Früher hatte ich mein eigenes Körbchen und da hatte niemand etwas drin zu suchen ausser mir. Selbst
Carsten und Silvia haben das respektiert und mich da in Ruhe gelassen. Aber kaum war diese kleine
weiss-braune "Schnurzelmaus" im Hause, hatte sich die Sache mit der freien Körbchenwahl
für mich erledigt. Zum Glück darf ich seitdem offiziell auf unser Zweibeiner-Sofa, was
eigentlich sogar viel besser ist als mein tiefergelegtes Körbchen.
Tja, und wie Du Dir bestimmt vorstellen kannst, stiehlt mir "unsere Kleine" nicht nur
gelegentlich eine Kaustange, sondern meistens auch noch die Show. Überall, wo wir
hinkommen, ist sie natürlich der absolute Hingucker. "Nein – die sieht ja herrlich aus!" oder
"Ach – dass ist ja ein goldiges Hündchen!" sind noch gemäßigte Kommentare, die wir auf
unseren Spaziergängen zu hören bekommen. Meistens kommt dann aber der Klassiker: "Uii –
die ist ja so was von süüüss!"
Selbst mein Nachbar, der Zwerg-Schnauzer Nicki, meinte letztens: "Also wirklich Verny, die
Kleine ist echt total süss – ein Diabetiker sollte sich bei ihrem Anblick besser die Augen
zuhalten!"
Ich muss aber auch selber zugestehen, dass Morella wirklich ein flotter Feger ist. Am Anfang
war ich schon ein wenig unsicher, wie ich mit ihr umgehen sollte. Bei Damen im allgemeinen
muss man ja nun wirklich aufpassen, was man und wo man so schnüffeln darf. Aber gleich
bei unserer ersten Begegnung im Garten meinte sie, mich zum Spielen auffordern zu müssen.
Da wusste ich im ersten Moment gar nicht mit umzugehen – Spielen? Wie ging das denn
noch gleich wieder? Ach ja, dann fiel es mir wieder ein. Einfach mal so rumrennen und den
anderen im Spass fangen wollen. Dabei nach Herzenslust Bellen und einfach nur albern sein.
Das hat schon Spass gemacht – war aber bei den da noch sommerlichen Temperaturen
ziemlich anstrengend. Im Nachhinein war ich aber froh, dass das keiner von meinen
"speziellen Nachbarn", wie zum Beispiel der blöde Mops oder der olle Schäferhund mitbekommen hat.
Das wäre mir dann nämlich doch echt peinlich gewesen. Man hat ja schliesslich einen Ruf zu
verlieren. Deshalb spiele ich auch nur ausschließlich im eigenen Garten und nur mit meinem
"kleinen verrückten Huhn". Draussen in freier Wildbahn finde ich, gehört sich das nämlich
nicht.
Dass sieht Morella leider ganz anders. Da wird, wann immer es geht, mit wildfremden
Hunden, sei es Rüde oder Hündin, abgefetzt. Sei es auf der großen Hundewiese oder im Wald,
die hat vielleicht ein Tempo drauf, da käme ich auch überhaupt nicht hinterher. Ich gucke mir
das lieber aus der Entfernung an und schüttele sowohl über Morella als auch über meine
Zweibeiner nur den Kopf. Die haben nämlich einen Heidenspass daran und sind dann immer
ganz begeistert.
Was ich im übrigen auch nicht ganz verstehen kann, ist, dass unser "kleiner Wirbelwind" auch noch
aufs Wort hört! Meine Güte – das muss doch nun wirklich nicht sein.
Ich finde, man sollte sich als erwachsener, selbstbestimmter Hund zumindestens 5-10 mal bitten lassen
und nicht gleich beim ersten Rufen wie bekloppt zu Herrchen oder Frauchen zurückrennen.
Und überhaupt wundere ich mich im Allgemeinen über die heutige Jugend. Da muss immer
alles schnell-schnell gehen. Da hat keiner mehr Zeit, mal in aller Ruhe die neuesten
Nachrichten am Laternenpfahl zu lesen und mit gehobenem Bein einen entsprecheneden
Kommentar beizufügen. Heutzutage geht alles nur noch per
SMS. Du weisst schon
Schnell-
Mal-
Strullern oder
Schnell-
Mal-
Schnüffeln und schon heisst es "Los Verny - mach mal
voran - wir wollen weiter!".
Bei einer Sache weiss ich allerdings nicht, ob ich unsere "kleine Zuckerpuppe" bewundern
soll oder mit ihr schimpfen müsste. Die hat ja nun wirklich nicht die längsten Beine, aber
wenn du meinst, das wäre ein Problem für sie, solltest Du mal sehen, mit welcher Leichtigkeit
sie von der Eckbank auf den Küchentisch springen kann. Fassungslos hab ich dann
zugesehen, wie sie sich doch glatt mal einen Camembert oder ganz leckere Plätzchen von dort
oben stibitzt und in ihrem Körbchen genüsslich verputzt hat. Das war schon echt
beeindruckend, käme für mich selber aber niemals in Frage.
Und noch eine Sache kann ich überhaupt nicht verstehen. Ich hab mir solch eine Mühe
gegeben und ihr vom ersten Tag an versucht klar zu machen, dass Wasser, in welcher Form
auch immer, höchst gefährlich ist und sich lediglich zum Trinken eignet. Aber meine
Ratschläge werden immer wieder völlig ignoriert. In unserem ersten gemeinsamen Urlaub an
der Ostsee ist diese "kleine Wasserratte" sogar bis zum Bauch in selbiges hineingesprungen.
Madame wollte nämlich - und nun haltet euch alle fest - Enten jagen! Das ist nämlich auch so
ein Punkt, den ich nur sehr begrenzt nachvollziehen kann. Während ich einen gemütlichen
Waldspaziergang mit entspanntem Büscheschnüffeln bevorzuge, muss unsere
"Jägermeisterin" jedem Vogel und jedem Eichhörnchen nachstellen. Auch Hasen- und
Rehspuren haben eine geradezu magische Wirkung auf Morella. Selbst mit Katzen hat sie sich
schon versucht anzulegen. Da hab ich ihr aber mächtig ins Gewissen geredet und sie erst mal
über alle schmerzhaften Nebenwirkung unterrichtet. Ich hoffe, sie hat es sich zu
Herzen genommen.
So, jetzt muss ich aber Schluss machen, es geht schon wieder raus zum Gassigehen. Und wenn wir dann gleich
wieder nach Hause kommen, trockengerubbelt worden sind und unsere Mahlzeit verputzt haben, geht es
nämlich richtig rund.
Hä-hä, dann gibt es im Wohnzimmer Ringelpiez mit Anknabbern. Dann fetze
nämlich ich mit Morella durch unser Wohnzimmer – und wir machen richtige kleine
Kämpfchen. So richtig mit anstubbern und an den Ohren kauen und mal in den Po kneifen.
Das geht dann richtig rund und wenn Du meinst, die Kleine hätte keine Chance gegen mich,
liegst Du aber ganz falsch. Die zwickt mich nämlich immer wieder in meine langen Beine und
ist so schnell, dass ich Mühe habe, mich in Sicherheit zu bringen.
Ciao
Euer Verny
mit Silvia und Carsten